Voller Neugierde haben wir kürzlich Heinz Bartl über die Erfahrungen seines Gründungsteams bei DB Intrapreneurs und die Zeit danach interviewt. Zusammen mit Philipp Wermuth und Maximilian Winkler sind sie im Frühjahr 2019 als D-MAIN bei uns an den Start gegangen.
Ihre Idee einer „Wissenstransferplattform von Instandhalter*innen für Instandhalter*innen“ beruhte auf der Erkenntnis, dass das komplexe Know-how für die Instandhaltung von Bahnanlagen dezentral verteilt und nicht für jeden zugänglich ist. Mitarbeiter*innen mit entsprechenden Kenntnissen stehen der DB durch Arbeitsort, Fluktuation und Ruhestand nicht überall und jederzeit zur Verfügung. Wünschenswert wäre es daher, wenn Wissensträger*innen ihre Kenntnisse und Erfahrungen mit allen Kolleg*innen teilen könnten und das Wissen immer und überall abrufbar ist. Heraus kam eine Browser- & App-basierte Software, die nun zunehmend in der Instandhaltung der DB Netz AG zur Anwendung kommt. Gut ein Jahr nachdem sie das Intrapreneurship Programm durchlaufen haben, blicken wir nun gemeinsam zurück auf ihre Erfahrungen.
Wie seid ihr auf das Thema Intrapreneurship aufmerksam geworden und was hat euch letztlich zur Teilnahme begeistert?
Wir sind damals durch einen Flyer in der Kantine auf das Programm aufmerksam geworden und dann kam das ganze ins Rollen. Die grundlegende Idee hatten wir schon länger im Kopf, daher hatten wir einfach einen Dreizeiler formuliert und an DB Intrapreneurs geschickt. Christian Stumpf hatte sich dann nach sehr kurzer Zeit telefonisch bei uns gemeldet, um die Idee zu erörtern und unsere Fragen zu beantworten. Bald danach ging es schon los mit ersten Methoden-Workshops und später der konkreteren Ausarbeitung unseres Geschäftsmodells.
Besonders begeistert haben uns eben jene Workshops: Vor dem Start in das Programm werden die notwendigen Methoden zur Geschäftsmodellentwicklung in einer Vielzahl an kleineren Workshops vermittelt. In der späteren Design Phase folgen dann vier eintägige Workshops, wo es um die konkrete Ausarbeitung der eigenen Geschäftsidee geht. Man geht also relativ unstrukturiert mit seiner bloßen Idee und Motivation hinein, aber kommt schließlich mit einem klaren Konzept heraus – das hat uns zur Teilnahme überzeugt und bis zum Ende gehalten.
Wie wurde euer Gründungsinteresse von Kollegen und Vorgesetzten aufgenommen?
Grundsätzlich denken wir, dass hier jedes Team sehr individuelle Erfahrungen macht. Wir haben uns dazu auch mit anderen Teilnehmer*innen ausgetauscht. Manche hatten mit größeren Widerständen zu kämpfen. Bei uns war die Abstimmung jedoch relativ angenehm. Wir haben unsere Führungskräfte bezüglich unserer Ambitionen früh abgeholt und mit einbezogen, insb. was den Nutzen unseres Produktes für die Abteilung und den Konzern als Ganzes betrifft. Wenn man das für sich behält, wird es gewiss schwieriger – wichtig ist also eine offene Kommunikation aller Beteiligten. Für die Vorgesetzten steht ein erfolgreiches Tagesgeschäft im Fokus und in diesem potenziellen Spannungsfeld – zwischen bisheriger Tätigkeit und Intrapreneurship – gilt es als Programmteilnehmer eine individuelle Lösung für alle Beteiligten zu finden. In unserem Fall war das besonders herausfordernd, weil zwei unserer Teammitglieder aus derselben Abteilung stammen. Wir haben die Übergangszeit so geregelt, dass wir zur Bewältigung des Tagesgeschäfts montags im Büro waren und auch die Zugfahrten von und nach Berlin genutzt haben, um noch im Wesentlichen unserer bisherigen Tätigkeit gerecht zu werden. Während der restlichen Wochenzeit konnten wir uns in Berlin auf die Ausgestaltung unserer Geschäftsidee fokussieren. Zudem ist im Intrapreneurship Programm die Möglichkeit zur bezahlten Freistellung von der Regeltätigkeit inkl. Rückkehrrecht auf die bisherige Position etabliert – das hat uns die hierfür nötige Freiheit und Sicherheit gegeben.
Welche Rolle spielte DB Intrapreneurs bei der Geschäftsmodellentwicklung und für euren späteren Werdegang?
DB Intrapreneurs half uns sehr bei der Ausarbeitung unserer Idee und späteren Entwicklung eines funktionierenden Geschäftsmodells. Wir gingen mit der Vision unseres Wissensmanagementsystems in das Programm, wussten aber nicht, wie man diesen Ansatz methodisch fundiert ausarbeitet und entwickelt. Hierbei waren die einleitenden Methoden-Workshops sowie unsere individuellen Coaches eine große Hilfe. Beispielsweise ich, als ein älterer Mitarbeiter im technischen Umfeld, hatte von diesen Entrepreneurship-Konzepten eigentlich kaum eine Ahnung. Für die nutzerzentrierte Umsetzung unserer Idee war diese Unterstützung daher essenziell. Zudem laufen Regeltätigkeit und Gründungsprozess bei Intrapreneuren parallel. DB Intrapreneurs gab uns die nötige Unterstützung, um beides strukturiert zu vereinen.

Unser Interviewpartner Heinz Bartl
Was geschah in dem Jahr nach DB Intrapreneurs?
Unser System und Geschäftsmodell konnten wir im Wesentlichen so beibehalten, wie wir es auch im Programm entwickelt hatten. Allerdings ist uns bewusst geworden, dass wir ein solches Wissensmanagementsystem auch noch für eine Vielzahl anderer Abteilungen und Unternehmen umsetzen und somit skalieren können. Doch natürlich ist das kein Selbstläufer. Eigentlich dachten wir nach Abschluss des Programms „jetzt starten wir richtig durch und jeder feiert unser Produkt“. Da wir unser System und Geschäftsmodell jedoch als Teil des DB Konzerns umsetzen, dachten unsere bisherigen Führungskräfte zunächst „jetzt seid ihr wieder da und jetzt geht das Tagesgeschäft wieder los“. Insofern waren die eigenständige Implementierung und Finanzierung im Konzern unsere größte Herausforderung. Wichtig ist hierbei, zeitnah mit den Führungskräften eine Übergangsstrategie zu erarbeiten, um eventuelle Engpässe in der Abteilung zu kompensieren. Dies stellt uns gerade als Leistungsträger in unseren jeweiligen Abteilungen vor schwierige Situationen. Wichtig ist jetzt, nochmals klar den Nutzen des Produkts auf Leitungsebene zu kommunizieren, um die entsprechenden Ressourcen zu erhalten. Sehr positiv haben wir seither die Fortschritte bei der Weiterentwicklung und Umsetzung des Projekts wahrgenommen. Ganz besonders die Freude zu sehen, dass die Kollegen uns unterstützen und das Produkt von den Nutzern wirklich akzeptiert und geschätzt wird.
Was möchtet ihr den Intrapreneurship-Interessierten noch auf den Weg geben? Was sollte ihnen im Gedächtnis bleiben?
Zunächst ist es am Wichtigsten, sich auf die vielleicht ungewohnte Arbeitsweise bei DB Intrapreneurs einzulassen und ebenso, ein gutes Verhältnis mit seinen Coaches aufzubauen, damit die notwendige Dynamik entsteht. Vertraut darauf, was euch das Programm bietet. Ohne DB Intrapreneurs wären wir mit unserer Idee in eine völlig andere Richtung gegangen, aber vermutlich nicht in die richtige. Insofern packt die Gelegenheit beim Schopf und nutzt diese Möglichkeit für euch.
Zudem war für uns der Schritt nach Berlin oder allgemein die Herauslösung aus dem gewohnten Umfeld sehr hilfreich. Andere Teams dachten auch, dass sie diesen Prozess von der Couch schaffen können – was sich als schwieriger erwiesen hat. Da wir noch unter anderen Rahmenbedingungen teilgenommen haben, stellt dieses „Herauslösen“ in Zeiten von COVID-19 eine sicherlich größere Herausforderung dar. Hier ist sehr viel Disziplin gefordert um sich (auch räumlich) abzugrenzen, insb. von dem bisherigen Tagesgeschäft.
Außerdem ist euer Team elementar. Man muss durch dick und dünn gehen können und wächst über die Zeit sehr eng zusammen. Unterschätzt diesen Faktor nicht.
Abschließend gesagt: Es war hart, aber es hat sich sehr gelohnt!
Lieber Heinz, wir danken dir sehr für die vielfältigen und aufschlussreichen Einblicke!
Vielleicht ist dies auch eine Inspiration für manche Intrapreneurship-Interessierte, um bei DB Intrapreneurs ihre eigene Erfolgsgeschichte zu schreiben.
Wir wünschen euch weiterhin gutes Gelingen und dass euer Start-Up euch auch in Zukunft mit Begeisterung erfüllt.
PS: D-MAIN freut sich über euren Besuch auf LinkedIn. DB Mitarbeiter*innen finden D-MAIN auch auf DB Planet.
#DBintrapreneurs #makethingshappen